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21. Dezember 2019

Von Damaskus nach Frechen – unser Auszubildender Ahmad hat einen beschwerlichen Weg hinter sich.

Im Folgenden möchten wir euch Ahmad gerne vorstellen, der im August bei uns seine Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung begonnen hat. Ahmad ist 23 Jahre alt und vor gut drei Jahren wegen des Krieges aus Syrien geflohen. Über die Türkei, Griechenland, Serbien und Österreich kam er nach Deutschland und landete in Köln. Sein Wunschziel war  eigentlich England, da er es dort wegen der Sprachkenntnisse etwas einfacher gehabt hätte. Aber noch in Syrien wurde ihm bewusst, dass er es mit dem vorhandenen Geld nicht bis Großbritannien schaffen würde. Clever wie Ahmad ist, hatte er daher noch in seiner Heimat seine Zeugnisse ins Deutsche übersetzen lassen. Nach einer kurzen Station in Süddeutschland kam er in die Aufnahmeeinrichtung Dortmund. Hier stellte er direkt seinen Asylantrag. Nach einem weiteren, mehrwöchigen Aufenthalt im Verteilungslager Linnich landete er dann in Frechen, wo er nun seit drei Jahren und vier Monaten lebt. Und worüber er inzwischen sehr froh ist – und wir auch!

 

Um Ahmad etwas näher und seine Geschichte etwas besser kennenzulernen, haben wir ihn interviewt:

 

Ahmad, möchtest Du zunächst kurz erzählen, was Du bei uns machst und wie es Dir bei uns gefällt?

Seit dem 2. September 2019 mache ich eine Ausbildung zum Fachinformatiker bei der ECON Application GmbH. Die Ausbildung habe ich gewählt, da ich immer gut in Mathematik war und bereits einige Jahre Erfahrung im Bereich der Hard- und Software-Technik sammeln konnte. Ich fühle mich hier bei ECON sehr wohl. Die Kollegen sind alle sehr nett und das Arbeitsklima ist super. Mein Ausbilder kümmert sich um mich und ist immer ein guter Ansprechpartner, egal ob es um konkrete Aufgaben geht oder schulische Belange. Auch meine Kollegen im zweiten und dritten Ausbildungsjahr unterstützen mich wo sie können. Es ist also immer jemand da, den man fragen kann, wenn man etwas nicht weiß oder etwas noch nicht so ganz verstanden hat. So macht die Ausbildung Spaß und man lernt am meisten. 

Nun zu Deiner Geschichte: Was hast Du als erstes gemacht als Du in Deutschland angekommen bist?

Zuerst habe ich meinen Asylantrag gestellt. Danach habe ich zehn Monate auf den Bescheid gewartet. In dieser Zeit bin ich jeden Tag zum Briefkasten gegangen, um nachzusehen, ob er endlich da ist. Es waren sehr lange zehn Monate, da man ohne den Bescheid weder arbeiten noch studieren oder einen Kurs besuchen darf. Als er dann endlich da war, habe ich einen Integrationskurs gemacht. 

Wie sind deine letzten zweieinhalb Jahre verlaufen?
Nach dem Integrationskurs, der 11 Monate dauerte und mehr ein Sprachkurs mit Praktikum war, habe ich ein Stipendium für einen DSH-Vorbereitungskurs* bekommen. (DSH: Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang). Dieser ging über zwei Semester. Anschließend habe ich für ein Semester einen Mathekurs für Flüchtlinge an der Uni Köln besucht. Während dieser Zeit habe ich bei einem Sicherheitsdienstleister gejobbt. Erfahrung hatte ich schon etwas in Syrien gesammelt, wo ich bereits zwei Semester Wirtschaft studiert und 6 Jahre als Hardware-Techniker gearbeitet hatte. In diesem Sommer habe ich dann hier bei ECON ein Praktikum gemacht und anschließend meine Ausbildung begonnen. 

Wie lange warst Du von Deiner Heimat nach Deutschland unterwegs?
20 Tage. Von Damaskus ging es mit dem Bus nach Beirut, dann mit dem Boot weiter in die Türkei und von dort aus mit dem Schlauchboot weiter nach Griechenland. Von Griechenland aus ging die Route über Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Österreich und schließlich nach Süddeutschland. 

Was ist Dir von Deiner Flucht besonders im Gedächtnis geblieben?

Die schreienden Kinder und Frauen auf dem Schlauchboot im Mittelmeer und die Hilflosigkeit, da man einfach nichts für sie tun konnte. Das wird mir für immer im Kopf bleiben. Man bezahlt für 20 Menschen im Boot, da eigentlich nicht mehr rein passen, aber am Ende sind 40 Menschen im Boot und beim Anblick der bewaffneten Männer bleibt einem nichts anderes übrig als einzusteigen. 

Wie war Dein erster Eindruck, als Du in Deutschland angekommen bist?

Einfach komisch. Ich war plötzlich in einer Notunterkunft, einem riesigen Lager mit sehr vielen unterschiedlichen Nationen. Und ich war zum ersten Mal ganz alleine in meinem Leben. 

Was waren Deine ersten Schritte, um Dich in der neuen Gesellschaft zu integrieren?

Am wichtigsten war mir Deutsch zu lernen, um so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt zu kommen. 

Mit welchen Schwierigkeiten hattest Du zu kämpfen?

Am Anfang fiel es mir sehr schwer, mich in einer ganz anderen Kultur mit einer anderen Sprache, anderen Leuten, einem ganz anderes Leben zurechtzufinden. Ich habe mich wie noch einmal geboren gefühlt. Ich musste alles neu lernen, aber diesmal ohne Eltern.Weitere Schwierigkeiten waren, eine Wohnung zu finden, aber auch sich in dieser Gesellschaft zu integrieren. Hilfsbereitschaft war grundsätzlich da, aber auch viel Unsicherheit im näheren Kontakt fremden Kulturen gegenüber. Nicht leichter gemacht hat das die Silvesternacht am Kölner Dom 2016. Das Jahr meiner Ankunft. 

Was gefällt Dir an der deutschen Kultur?

Die Pünktlichkeit (sagt er mit einem Grinsen im Gesicht), der Kölner Karneval und die imposanten Weihnachtsmärkte. 

Was fehlt Dir, um glücklich zu sein?

Nur meine Eltern und meine Geschwister.
Ich kann sie erst in vier Jahren, wenn ich eine Niederlassungserlaubnis habe, wiedersehen – und dann auch nur für ein Treffen beispielsweise in Saudi Arabien oder im Libanon. 

Was ist Dein Plan für die Zukunft?

Meine Ausbildung zu Ende machen und eine Familie zu gründen. * Die DSH- Prüfung ist eine universitäre Sprachprüfung, mit der überprüft wird, ob Studienbewerberinnen und Studienbewerber über die notwendigen Deutschkenntnisse (C1-Niveau) verfügen, um ein Studium an einer deutschsprachigen Hochschule zu absolvieren.  Nachsatz:Ahmads Eltern sowie seine jüngere Schwester und sein jüngster Bruder leben noch im eingekesselten Damaskus unter dem Assad-Regime. Seine große Schwester lebt mit ihrem Mann in Saudi-Arabien. Ahmads Bruder Mohammad floh zwei Monate nach ihm nach Deutschland. Er wollte eigentlich erst seinen Bachelor beenden, als aber seine Freunde aus unersichtlichen Gründen verhaftet wurden, hat er sich kurzerhand doch dazu entschlossen, sein Studium abzubrechen und das Land zu verlassen. Heute lebt er in Bremen und studiert Maschinenbau. Ahmad selbst wohnt seit zwei Jahren mit einem Freund in einer Zweier-WG in Frechen.

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Die Geschäftsführung hat sich Ahmads Geschichte zum Anlass genommen, um in diesem Jahr für eine Organisation zu spenden, die Flüchtlingen hilft. Denn auch wenn wir hier in Deutschland fast den Eindruck haben, die Flüchtlingskrise sei vorbei: Die Lage der Menschen, die noch in den Krisengebieten (insbesondere in Syrien) leben oder auf der Flucht sind, hat sich nicht verbessert – im Gegenteil.Die Nothilfe für Geflüchtete auf dem Mittelmeer der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat seit 2015 mehr als 78.000 Menschen auf dem Mittelmeer gerettet. Während ihrer Seenotrettungseinsätze versorgen die Teams Menschen mit beispielsweise Brand-, Stich- und Schusswunden, Knochenbrüchen oder Unterkühlungen und helfen bei physischen und seelischen Verletzungen.

Wir freuen uns sehr, dass wir dieses wichtige Projekt und die tatkräftigen Helfer mit 1.000 € unterstützen konnten.Daneben war auch unser Team aktiv und hat für Ahmads Familie, der es im syrischen Krisengebiet am Allernötigsten mangelt, über 500 € gesammelt und bereits übergeben.